Die gezielte Bildungsbedarfsanalyse zur Ermittlung des Weiterbildungsbedarfs

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Bildungsbedarfsanalyse_Bildungsbedarfserhebung

Die Bildungsbedarfsanalyse ist ein wirksames Instrument zur Ermittlung des Aus- und Weiterbildungsbedarfs und ein notwendiges Instrument zur Entscheidungsfindung über neue Produkte und Dienstleistungen für Bildungsanbieter.

Welcher Bildungsanbieter, Trainer oder Berater kennt diese Situation nicht? Es gilt zu entscheiden, welche Produkte und Dienstleistungen neu ins Portfolio aufgenommen werden sollen. Am besten natürlich solche, die mit Sicherheit funktionieren und viele Buchungen bringen. Um jedoch eine fundierte Entscheidung treffen zu können, müssen im Vorfeld wichtige Informationen über den Bildungsbedarf der Zielgruppe eingeholt werden.

Manifester vs. latenter Bildungsbedarf

Bei der Entwicklung von Maßnahmen im Rahmen der Bildungsbedarfsanalyse ist jedoch zu berücksichtigen, dass es einerseits einen manifesten Bildungsbedarf gibt, der den Befragten durchaus bewusst ist, andererseits aber auch einen Bedarf, der für die Befragten nicht unmittelbar ersichtlich ist. In diesem Fall spricht man von einem latenten Bildungsbedarf. Dieser kann latent sein, weil die betreffende Person einen „blinden Fleck“ in ihrem Entwicklungsfeld hat, oder auch, weil kein ausreichendes Wissen über mögliche zukünftige Anforderungen vorhanden ist.

Ein manifester Bildungsbedarf lässt sich im Rahmen einer Bildungsbedarfserhebung mit verschiedenen Methoden relativ einfach ermitteln. Schwieriger ist es, den latenten Bildungsbedarf zu ermitteln. Hier helfen nur persönliche Gespräche oder Interviews mit den Betroffenen. Ziel der Gespräche ist es dann, den latenten Bildungsbedarf aufzudecken und bewusst zu machen. Wenn dies gelingt, spricht man auch von emergenten Bildungsbedarfen.

Was tun, wenn die Beteiligten ihren Bildungsbedarf nicht erkennen?

Eine viel diskutierte Frage ist, was zu tun ist, wenn die Befragten ihren Bildungsbedarf nicht erkennen. Häufig liegt dieser Frage die Annahme zugrunde, dass irgendjemand bereits erkannt hat, welchen Bildungsbedarf die Betroffenen haben oder haben sollten.

Geht man davon aus, dass Erwachsene nur dann lernen, wenn sie eine eigene Motivation für ein Thema haben, dann ist es sinnvoll, durch gezielte Gespräche einen möglichen Bildungsbedarf und die Motivation für die Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme zu ermitteln. Nur dann ist es möglich, ein Angebot zu erstellen, das auf Interesse und damit auf eine spätere Teilnahme stößt.

Zeit und Aufwand für die Bildungsbedarfsanalyse

Eine fundierte Bildungsbedarfsanalyse braucht Zeit und ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Dieser Aufwand lohnt sich jedoch, denn die gewonnenen Erkenntnisse über die Bildungsbedürfnisse der Zielgruppe, ihre Erwartungen und Interessensschwerpunkte erleichtern die spätere Entscheidungsfindung und damit auch die zielgerichtete Entwicklung erfolgversprechender Produkte.

Je nach Kenntnisstand ist der Aufwand für eine Bildungsbedarfserhebung unterschiedlich. Wenn Sie in ständigem Kontakt mit Ihrer Zielgruppe stehen und somit das Ohr direkt am Markt haben, wird dieser Prozess sicherlich wesentlich schneller abgeschlossen sein, als wenn Sie eine neue Zielgruppe ansprechen wollen, über die Sie noch gar nichts wissen.

Methoden der Bildungsbedarfsanalyse

Zu den vier wichtigsten und praktikabelsten Methoden der Bildungsbedarfsanalyse zählen

  • Experteninterview
  • Kundenbefragung
  • Online Befragung
  • Fokusgruppe

Um die jeweilige Methode oder auch mehrere Instrumente der Bildungsbedarfsanalyse effektiv einsetzen zu können, ist es in jedem Fall notwendig, im Vorfeld eine Recherche über den möglichen Bildungsbedarf der Zielgruppen durchzuführen. Dazu eignen sich alle Formen der Recherche nach vorhandenen Informationen und Materialien, wie z.B: Statistiken, Studien, Fachartikel usw.

Recherchieren Sie in den populärsten Fachforen, Social Media Gruppen und im Internet nach fachspezifischen Stichworten, um einen ersten Eindruck über die wichtigsten Fragen und Probleme Ihrer Zielgruppe zu erhalten.

Mit diesen ersten Fragen bzw. Bedarfshypothesen können Sie dann bereits einen ersten Fragenkatalog erstellen, für die verschiedenen Befragungsformen (Experteninterview, Kundenbefragung, Online Befragung und Fokusgruppe).

Diese Fragen werden später immer wieder angepasst. Sie werden bald feststellen, dass Ihr Hintergrundwissen mit zunehmender Forschungstiefe wächst und Sie immer konkretere und detailliertere Fragen stellen können.

Bleiben Sie bewusst nicht an der Oberfläche. Je oberflächlicher Ihre Fragen sind, desto unkonkreter werden die Antworten ausfallen. Wenn Sie hingegen fundierte Fragen stellen und durch proaktives Zuhören nachhaken, werden Sie erkennen, wo Ihrer Zielgruppe „der Schuh drückt“ und können in der Folge fundierte Entscheidungen für die thematische Spezialisierung treffen.

Wie funktionieren die 4 Methoden der Bildungsbedarfsanalyse im Detail:

Interviews mit Experten: Bei dieser Methode werden Experten in die Analyse einbezogen, um zusätzliche Informationen zu erhalten und die Ergebnisse zu validieren.

Experteninterviews sind eine Form der qualitativen Forschung, bei der Experten befragt werden, um mehr über ein bestimmtes Thema zu erfahren.

Ein Experteninterview wird mit einem vorbereiteten Fragenkatalog durchgeführt, der entweder offene Fragen (Fragen, bei denen die Antworten des Befragten nicht vorhersehbar sind) oder geschlossene Fragen (Fragen, die eine bestimmte Antwort erfordern) enthalten kann. Experteninterviews können Entscheidungsträger bei der Entscheidungsfindung unterstützen, indem Informationen von Experten eingeholt werden, die mit dem Thema vertraut sind. Experteninterviews können auch bei der Identifizierung von Problemen und Herausforderungen helfen, indem sie einen besseren Einblick in die Sichtweise und Erfahrung von Experten bieten.

Fragebögen: Diese Methode ermöglicht es, große Datenmengen zu sammeln, um den Bildungsbedarf zu analysieren.  Fragebögen sind ein effizientes und kostengünstiges Mittel, um Informationen von einer großen Anzahl von Personen zu sammeln. Sie können den Forschern helfen, Antworten auf spezifische Fragen zu erhalten, die auf andere Weise nicht beantwortet werden können. Um die Genauigkeit der erhaltenen Informationen zu gewährleisten, ist es wichtig, Fragebögen sorgfältig zu entwerfen. Der Entwurf sollte so gestaltet sein, dass die Fragen klar formuliert sind und die Antworten genau auf die Forschungsfrage abzielen. Außerdem sollte der Fragebogen leicht zu beantworten und auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten sein.

Auch bei der Verteilung des Fragebogens gibt es einiges zu beachten. Zunächst müssen die Teilnehmer ausgewählt werden, die den Fragebogen erhalten. Diese sollten so ausgewählt werden, dass sie ein möglichst breites Spektrum an Einsichten und Meinungen widerspiegeln. Es ist auch wichtig sicherzustellen, dass der Fragebogen an die richtige Gruppe von Personen verteilt wird, damit die Daten so genau wie möglich sind.

Eine spezielle Form der Fragebögen ist die Online-Befragung – Die Online-Befragung ist eine Methode der Marktforschung, bei der Daten über das Internet erhoben werden. Im Gegensatz zu anderen Methoden können Online-Befragungen schnell, kostengünstig und einfach durchgeführt werden. In der Marktforschung muss bei Online-Befragungen darauf geachtet werden, dass die Befragten auch wirklich die Personen sind, die sie vorgeben zu sein. Deshalb sollten die Befragungen anonymisiert werden, so dass die Daten nicht identifizierbar sind. Wichtig ist auch, dass die Befragten genügend Zeit haben, um die Fragen zu beantworten. Wenn die Fragen zu komplex oder umfangreich sind, kann dies zu ungenauen oder unvollständigen Antworten führen.

Es ist auch wichtig, dass die Fragen klar und eindeutig formuliert sind. Wenn die Fragen nicht klar formuliert sind, kann dies zu ungenauen oder unvollständigen Antworten führen. Es ist auch wichtig, dass die Fragen nicht zu persönlich sind und dass das Interview kurz und prägnant ist. Bei der Auswahl der Fragen können neben geschlossenen Fragen mit vorgegebenen Antworten auch offene Fragen gestellt werden, die den Befragten mehr Spielraum bei der Beantwortung lassen. Sind die Fragen zu lang, kann dies zu einer geringen Beteiligung und einer niedrigen Rücklaufquote führen.

Interviews mit Fokusgruppen: Bei dieser Methode werden verschiedene Interessengruppen in eine Diskussion einbezogen, um die Bedürfnisse der Kunden und die spezifischen Anforderungen an das Bildungsangebot besser zu verstehen.  Fokusgruppeninterviews sind eine Form der qualitativen Forschung, bei der Gruppendiskussionen eingesetzt werden, um Daten zu einem bestimmten Thema zu sammeln.

Eine Fokusgruppe besteht in der Regel aus 6 bis 10 Teilnehmern, die ähnliche Einstellungen oder Erfahrungen haben. Im Falle der Bildungsbedarfserhebung kann sich eine Fokusgruppe sowohl aus Experten und Expertinnen oder aus Kunden und ehemaligen Teilnehmern zusammensetzen.

Der Moderator stellt Fragen, um die Kommunikation anzuregen und die Teilnehmer zu ermutigen, über ihre Erfahrungen oder Ansichten zu einem bestimmten Thema zu sprechen. Die Ergebnisse der Gruppendiskussionen werden anschließend gesammelt und analysiert, um spezifische Erkenntnisse über das Thema zu gewinnen.

Was sind die konkreten Schritte einer Bildungsbedarfsanalyse?

  1. Ziele definieren: Definieren Sie die Ziele und den Zweck der Bildungsbedarfsanalyse.
  2. Datensammlung: Sammeln Sie Daten aus verschiedenen Quellen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.
  3. Analyse: Analysieren Sie die Daten, um zu verstehen, wo Lücken bestehen und auf welche Bedürfnisse reagiert werden muss.
  4. Strategie entwickeln: Entwickeln Sie eine Strategie, um den Bildungsbedarf zu decken.
  5. Umsetzung: Die Strategie umsetzen, um den Bildungsbedarf zu decken.
  6. Evaluierung: Evaluieren Sie die Ergebnisse der Bildungsbedarfsanalyse, um festzustellen, ob die Ziele erreicht wurden.

Wie ist der Ablauf Bildungsbedarfsanalyse:  Was ist bei der Durchführung einer Bildungsbedarfserhebung konkret zu beachten?

  1. Zunächst ist es wichtig, eine klare Zielsetzung für die Bildungsbedarfsanalyse zu definieren. Diese sollte sich an den spezifischen Bedürfnissen des Unternehmens orientieren.
  2. Anschließend ist es wichtig, ein umfassendes Verständnis der spezifischen Anforderungen und Kompetenzen zu entwickeln, die zur Erreichung der Unternehmensziele erforderlich sind bzw. in dem Berufsfeld in Zukunft relevant sein werden.
  3. Es ist auch wichtig, eine externe Analyse durchzuführen, um zu verstehen, welche Kompetenzen und Fähigkeiten derzeit in der Branche benötigt werden. Dafür eignen sich besonders die oben beschriebenen ExpertInnen-Interviews.
  4. Anschließend ist es wichtig, eine umfassende Befragung der Zielgruppe durchzuführen, um ein umfassendes Verständnis der aktuellen und zukünftigen Kompetenzen und Fähigkeiten zu erhalten.
  5. Schließlich ist es wichtig, die Ergebnisse der Analyse zu interpretieren und eine Reihe von Maßnahmen zu entwickeln, um die Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter zu verbessern und den Weiterbildungsbedarf zu decken.

Wer sollte eine Bildungsbedarfsanalyse  durchführen?

Was sind die Vorteile und Nachteile, wenn eine Bildungsbedarfsanalyse intern durchgeführt wird?

Vorteile:

  • Es ist kostengünstiger, da keine externen Kosten anfallen.
  • Sie ermöglicht eine schnellere Umsetzung, da die internen Abteilungen schneller auf Veränderungen reagieren und die Prozesse effizienter gestaltet werden können.

Nachteile:

  • Die internen Abteilungen sind nicht immer in der Lage, alle Aspekte der Bildungsbedarfsanalyse zu bewerten, da sie nicht immer über die erforderlichen Ressourcen verfügen.
  • Es besteht die Gefahr, dass die interne Bildungsbedarfsanalyse unvollständig oder verzerrt ist, wenn notwendige Fakten nicht berücksichtigt werden.

Was sind die Vorteile/Nachteile, wenn eine Bildungsbedarfsanalyse extern durchgeführt wird?

Vorteil:

  • Eine externe Bildungsbedarfsanalyse ermöglicht es, sich auf das Kernprofil der Organisation zu konzentrieren, während gleichzeitig externe Expertenwissen und Einblicke in bestehende Trends und Technologien eingebracht werden.
  • Es ermöglicht eine objektivere Sicht auf das Unternehmen und die Bildungsbedürfnisse.
  • Externe Experten können Informationen über aktuelle Trends und Technologien liefern, auf die das Unternehmen sonst nicht zugreifen würde.
  • Externe Experten können auch einen frischen Blick auf das Unternehmen und seine Ausbildungsbedürfnisse werfen.

Nachteil:

  • Der externe Dienstleister kann teuer sein, insbesondere wenn eine umfangreiche Untersuchung erforderlich ist.
  • Eine externe Bildungsbedarfsanalyse kann Zeit in Anspruch nehmen, um die notwendigen Informationen zu sammeln und auszuwerten.
  • Ein externer Dienstleister kann nicht die gleiche Kompetenz wie Mitarbeiter des Unternehmens haben, was zu einer ungenauen Analyse führen kann.

Fazit

Die Durchführung einer Bildungsbedarfsanalyse in der Weiterbildung ist eine wichtige und notwendige Maßnahme, um eine effektive und qualitativ hochwertige Bildung zu ermöglichen. Sie hilft nicht nur, die Bedürfnisse der Lernenden zu identifizieren, sondern ermöglicht es auch, Aus- und Weiterbildungsprogramme so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen der Lernenden entsprechen. Letztendlich ist es die Durchführung einer Bildungsbedarfsanalyse, die es ermöglicht, dass Erwachsenenbildung angeboten wird, die den Bedürfnissen der Lernenden entspricht und ihnen hilft, ihre Ziele zu erreichen.

Nähere Informationen zu den Methoden der regionalen Bildungsbedarfserhebung

Nähere Informationen zum Seminar: Bildungsbedarfsanalyse

Über die Autorin:

Andrea Jindra AutorMag. Andrea Jindra ist Geschäftsführerin des Beratungs- und Trainingsinstituts Die BILDUNGSMANAGER. Sie ist spezialisiert auf online Marketing Lösungen für Weiterbildner und Experten.

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